Immer wieder höre ich, dass wir Hochsensiblen nicht belastbar sind. Wir sind zu schnell erschöpft, wir können keinen normalen Berufsalltag schaffen und wir steigen aus den meisten Aktionen früher aus, als andere.
Und hier möchte ich mal etwas anmerken: Das stimmt so nicht!!!!
Peter ist Berufskraftfahrer. Er fährt einen LKW. Seine Arbeitstag ist 8 Stunden lang. Er hat eine gute Kondition, kann sein Arbeitspensum sehr gut einschätzen und mit seinen Kraftreserven auch gut leisten.
Aber was passiert, wenn wir aus ihm einen Rennfahrer machen wollen?
8 Stunden auf der Rennstrecke, kann er das schaffen? Und kann er bei den gesteigerten Anforderungen, die der neue Beruf hat, auch die Kilometerleistung bringen, die er als LKW-Fahrer bewältigt hat?
Ihr könnt mir natürlich sagen, dass der Vergleich etwas hinkt und doch sind hochsensible Menschen dem Rennfahrer nicht unähnlich. Wir nehmen unsere Umwelt auf allen Ebenen und mit allen Sinnen verstärkt wahr. Das heißt tatsächlich, dass wir im Vergleich zum normal sensiblen Menschen in der gleichen Zeit mehr leisten. Und das heißt auch, dass wir uns in einer Welt, die Hochsensibilität noch nicht wirklich zur Kenntnis genommen hat, zurechtfinden und genauso beweisen müssen, wie jeder andere Mensch. Wenn wir mal diese Voraussetzungen zugrunde legen, dann dürfen wir stolz darauf sein, dass wir unter erschwerten Bedingungen so wunderbar funktionieren. Auch, dass wir gelernt haben, mit unseren so viel heftigeren Emotionen umzugehen, zeigt eine große Leistung. Denn sonst wären ja möglicherweise alle Hochsensiblen depressiv. Die vielen wunderbaren HSP, die sich unserem gesellschaftlichen Leistungssystem angepasst haben und erfolgreich arbeiten, die ihre Verluste gut verarbeiten und einfach wie jeder andere durch ihr Leben gehen, nehmen wir positiv nicht zur Kenntnis, denn sie sind ja normal.
Wie würde ein normal sensibler Mensch reagieren, wenn er in unserer Situation wäre? Doch sicher wie der LKW-Fahrer Peter, der jetzt in einem Rennwagen sitzt.